Mein Kreuz hat ein Ende

Schluss, Ende, Aus – es ging nicht mehr

Ich bin Mitte April aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die Gründe für meinen Austritt lassen sich einfach zusammenfassen: Missbrauch, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Woelki. Das klingt wie eine klare Sache. Es ist mir aber trotzdem nicht leicht gefallen.

Ich kann tatsächlich etwas mit Glauben und Gemeinde anfangen. Ich bin in einer Gemeinde groß geworden, in der Kirche von unten gelebt wurde. „Mit dem Schwung des zweiten vatikanischen Konzils“ wie unser Pfarrer damals immer sagte. Mit Laienpredigten, Diskussionen, viel ehrenamtlichen Engagement. Ich habe in der Kirchenband einmal im Monat bei der Jugendmesse Samstag Abends Gitarre gespielt und mehrere Sakropop Musicals von Piet Janssens über Monate erarbeitet und zur Aufführung gebracht. Die Firmung habe ich verweigert, aber trotzdem konnte ich mit dem, was vor Ort in der Gemeinde geschah etwas anfangen.

Während des Studiums wurde mir Glaube immer unwichtiger. Bis dann meine erste Tochter geboren wurde und wir in ein Viertel zogen, in dessen Mitte eine wirklich schöne Kirche steht. Die haben wir zunächst hin und wieder einfach mal so von innen angeschaut und sind später dann sporadisch zu den Familiengottesdiensten gegangen. Diese Gottesdienste werden von einem ganz wunderbaren Pastoralreferenten gestaltet. Bodenständig, nah am Leben, authentisch und Klein und Groß gleichermaßen ansprechend. Als die Einladung zur Erstkommunion ins Haus trudelte, haben wir uns entschieden unsere Tochter zur Kommunion anzumelden. Ich habe als Katechet mit einer guten Freundin sogar selber eine Gruppe geleitet,

Das war eine ganz intensive Zeit, in der ich mich noch einmal mit meinem Glauben auseinander gesetzt habe. In der ich erfahren habe, was Gemeinschaft sein kann, was Christentum sein kann. Ich habe dann in der Elternband gespielt und das war so schön, dass daraus eine offene Gruppe wurde, die regelmäßig bei den Familiengottesdiensten die Musik gemacht hat. Fast also wie früher.

Dennoch blieb da der Zweifel, ob es ein richtiges Leben im Falschen geben kann. Unser Pastoralreferent sagte in einem Gespräch mit mir: „Wichtig ist doch, was auf dem Platz geschieht.“ Das ist so eine Haltung, die ich von früher kannte. „Was interessiert uns denn, was die in Rom denken“ war damals so ein Spruch von uns. Aber der Arm von Rom ist lang. In der Gemeinde meiner Jugend ist inzwischen von Köln aus ein erzkonservativer Pfarrer eingesetzt worden, der innerhalb weniger Jahre einfach alles Engagement der „Laien“ zerstört hat.

Und hier in meinem Viertel wurde zwar die Maria 2.0 Bewegung der katholischen Frauen soweit es geht unterstützt – unser Pastoralreferent hält mit seinen Ansichten in seinem Blog nicht hinterm Berg und lehnt sich so weit aus dem Fenster, dass ich oft Angst habe, dass er hinaus fällt. Aber am Ende muss ich doch feststellen, dass der „synodale Weg“ einfach nur ein endloser Weg ohne irgend ein Ziel ist.

Ich kann keinerlei echte Reformabsichten in der katholischen Kirche erkennen. Ich sehe alte weiße Männer, die auf Zeit spielen. Die die Dringlichkeit der Situation nicht erkannt haben. Die die Lebenswirklichkeit ihrer Gemeinden mit den Füßen treten. Die Missbräuche vertuschen, Aufklärung versprechen und dann doch die Hände nur wieder in den Schoß legen. Das Verbot der Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ist da nur einer von vielen Tropfen, die mein Fass schon lange zum Überlaufen gebracht haben.

Für mich kann es in dieser katholischen Kirche kein richtiges Leben mehr geben. Daher bin ich ausgetreten. Aber in der Elternband werde ich trotzdem weiter spielen, wenn Corona das erlaubt. Denn um dort, auf meinem Platz zu spielen, muss ich ja nicht unbedingt Mitglied in dem Verein sein.