Bitte jetzt mal alle das Gebäude 9 retten

Und vielleicht auch mal einen echten Brief schreiben

Wer’s noch nicht mitbekommen hat: Das Gebäude 9 in Köln steht kurz vor dem Abriß. Und nicht nur das Gebäude 9, sondern auch der Rest des Hofes, was die Schreinereien, die Ateliers der Kunstetage Deutz, die Autowerkstatt, Fotostudios und Medienwerkstätten und auch den Fahrradladen beinhaltet. Einzig das KunstWerk ist nicht von dem Abriß bedroht, denn dank eines Erbbaurechtsvertrags ist der Bestand bis 2033 gesichert. Kaum auszudenken, wie das KunstWerk Anfang nächsten Jahres dann ganz alleine dastehen wird, ohne den Rest des „Kunst- und Gewerbehofs“, eingezwängt zwischen Neubauwohnungen und den neuen Messehallen.

Wer sich ein Bild von den bevorstehende Maßnahmen machen will, findet auf der Seite des Gebäude 9 aktuelle Informationen. Und auch das KunstWerk hat eine Stellungnahme veröffentlicht. Wer mag, kann noch ganz schnell eine Online-Petition unterzeichen, vielleicht nützt es ja was. Ich möchte hier aber dazu aufrufen, einfach mal dem Abgeordneten seiner Wahl einen Brief zu schreiben und zu erklären, warum das Gebäude 9 für einen selbst und für Köln so wichtig ist. Das macht etwas mehr Arbeit, als mal eben schnell wohin zu klicken, hätte aber bestimmt auch etwas mehr Impact.

Und als kleine Anregung, hier mal mein persönlicher Brief, den ich soeben per eMail an die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschuss gesendet habe.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich schreibe Ihnen als engagiertes Mitglied und ehemaliger Kassenwart des KunstWerk Köln e.V. Ich war dort von 1999 bis 2009 im Vorstand tätig und habe viel Energie in den Kampf um den Erhalt des Künstlerhauses gesteckt. Mit einigem Erfolg: Der Erhalt des KunstWerks ist bis 2033 gesichert. Allerdings haben wir damit gewissermaßen nur einen Pyrrhussieg errungen, denn stets stand der Rest des „Kunst- und Gewerbehofs“ zur Disposition, der Abriss der Nachbargebäude immer wieder angedroht. Ein Damoklesschwert, das sich nun scheinbar endgültig nieder senkt. Die Vorstellung, eingezwängt zwischen Neubauwohnungen und den neuen Messehallen einen spannenden, herausfordernden, inspirierenden Kunstbetrieb am Leben zu erhalten, erfüllt mich mit Schaudern. Ist es nötig, dass ich auf das wunderbare, gewachsene und lebendige Miteinander im „Kunst- und Gewerbehof“ hinweise? Muss ich betonen, dass das Gebäude 9 einer der wichtigsten, wenn nicht „der“ wichtigste Club in Köln ist, mit einem Bekanntheitsgrad, weit über Deutschland hinaus? Was kann ich tun, damit diese wunderbare Oase der Kreativität und Produktivität erhalten bleibt? Ich versuche einfach einmal darzulegen, warum mir persönlich das Gebäude 9 so wichtig ist.

Ich betreibe seit 1995 ein Studio im KunstWerk und besuche seit den Anfängen regelmäßig die Veranstaltungen des Gebäude 9. Ich habe sogar bei den ersten Umbauten vor über 10 Jahren selbst mit Hand angelegt. Freiwillig und ehrenamtlich. Einfach weil in dem Gebäude 9 ein Programm stattfindet, dass es mit diesem Engagement und der nicht immer nur auf Profit ausgerichteten musikalischen Mischung so in Köln kein zweites Mal gibt. Ich bin mit allen Bands, in denen ich gespielt habe, im Gebäude 9 aufgetreten und die Herzlichkeit der Betreiber, das liebevolle Kümmern, auch um kleinere Bands, sucht in Köln seinesgleichen. Hier konnten wir immer faire Deals aushandeln, musste niemals drauf zahlen, um zu spielen, kein „Pay to play“ wie an anderen Orten längst üblich. Wir haben hier in 2009, 2010 und 2013 erfolgreich das „Cologne Commons Festival“ durchgeführt. Ein Festival, das so an keinem anderen Ort hätte stattfinden können. Hier funktioniert Musikkultur in einer lebendigen freien Szene, die seit Jahren immer stärker zusammengewachsen ist. Das Gebäude 9 nun abzureißen, würde bedeuten, dieser Szene das Herz heraus zu reißen.

Ich möchte Sie inständigst beknien, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen um den Erhalt des Gebäude 9 und des gesamten „Kunst- und Gewerbehofs“ möglich zu machen. Denn wie heißt es doch so schön: „Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Argumente.“

Mit freundlichem Gruß,
Frank Christian Stoffel