Stereo MC’s sind so was von da

und eigentlich waren sie ja nie weg


Gestern abend habe ich eins der besten Konzerte der letzten 10 Jahre miterleben dürfen: Die Stereo MC’s im Club Bahnhof Ehrenfeld. Ich bin eigentlich nur aus einer nostalgischen Laune heraus dort hingegangen und wurde dann vom ersten Ton an von einer Welle des Glücks umgerissen. Rob B. (der Sänger der Stereo MC’s) ist zweifellos einer der charismatischsten Frontmänner aller Zeiten. Er hat alles gegeben und dafür dann auch alles bekommen. Nach dem Konzert liess er sich zu der Twitter-Nachricht hinreissen: „top night at club bahnhof ehrenfeld – longest set yet”.

Mag sein, dass er damit bloß dem Publikum ein wenig schmeicheln wollte. Nichtsdestotrotz gab es drei Zugabenblöcke, von denen die letzte Zugabe nicht wirklich eingeplant schien. So gesehen also eine wirklich echte, vom immer weiter tobendem Publikum lautstark eingeforderte Zugabe.

Ach, der Abend war einfach nur phantastisch. Der Sound war unglaublich gut. Nicht zu laut, nicht zu fies in den Höhen, die Bassdrum angenehm drückend in dem Magen, die Bässe darunter, die Stimmen klar und deutlich, sehr groovige Tanzschritte der Sängerinnen und natürlich Rob B. der in seiner bekannten Catweazle-Manier über die Bühne fegte.

Euphorie? Ohne Ende. Lobhudelei? Aber sicher. Nostalgie? Mag sein.

Aber: Die Stereo MC’s haben rund ein Drittel des Abends mit Titeln ihres neuen Albums Emperor’s Nightingale bestritten. Und obwohl ich das Album noch nicht besitze (ein Fehler, den ich gleich morgen beheben werde) haben mich diese Stücke mehr vom Hocker gerissen als die alten Stücke. Sicher, Hits wie „Connected“, „Elevate My Mind“, „Ground Level“ oder auch „Deep Down & Dirty” sind eine sichere Bank und absolute Partygranaten. Eine solche Stimmung habe ich das letzte Mal vor langer, langer Zeit nur bei Maceo Parker erleben dürfen. (Gut, ich sollte vielleicht öfter ausgehen). Trotzdem hier kurz der Gedanke, dass die Stereo MC’s eine musikalische Lücke erfolgreich besetzen, die durch James Brown hinterlassen wurde. Das ist Musik mit jeder Menge Soul und Funk im musikalischen Gewand des dritten Jahrtausends. Eben kein Jan Delay – Retro-Soul-Funk. Also kein alter Wein in neuen Schläuchen, sondern den Geist aus der Flasche befreit und mit ein paar digitalen Strippen vorangepeitscht. Und dem dann noch das Sahnehäubchen mit dem neuen Album aufgesetzt.

Am meisten beeindruckt hat mich „Boy“ (auch als Video bei Youtube). Eigentlich fast schon eine Robbie Williams Nummer, nur dass dieser sie mit ätzendem Sarkasmus intonieren würde, während man Rob B. tatsächlich an diesem Abend jedes Wort glaubt, was er singt. Das alte Zauberwort „Wahrhaftigkeit“ – hier ist es wieder und so ergreifend wie selten zuvor. Das ist ein alter Hut, der aber nach wie vor Gültigkeit besitzt: Leute, bleibt Euch selber treu, macht Euer Ding. Dich gibt es nur einmal, die anderen gibt es zu oft.

So ganz schien Rob B. sich seiner selbst dann auch nicht immer sicher zu sein. Was sich in Fragen äußerte wie „Do you mind, if we play more from Nightingale“ oder „This is a new one, i hope you like the flavor“.

Meine Antwort: “Ja, Mann. Ich mag den neuen Style. Mehr davon, auf zu neuen Ufern und nimm uns bitte alle weiterhin so wunderbar mit, wie gestern abend.“

Und ja, lieber Rob, um auf eine Deiner gestrigen Fragen zu antworten: I did have a fucking experience.