Blogstöckchen: 10 digitale Dinge

und auch ein paar Analoge

Moritz „Mo.“ Sauer hat mir ein Blogstöckchen via Sugar Ray Banister zugeworfen. Wusste erst gar nicht was das ist, habe mich kurz schlau gemacht und greife das hier dann also mal auf. Auch wenn ich mich selber ja immer noch gerne als Web 0.9 beta beschreibe, spielt „dieses Internet“ ja doch eine zunehmend wichtigere Rolle in meinem Leben, wenn auch nicht die wichtigste. Los geht’s.

1. Welches soziale Netzwerk ist dir das Liebste – und warum?

Ganz klar Twitter, schon weil ich gar kein anderes soziales Netzwerk nutze. Twitter ist für mich perfekt. Ich brauche keinen Newsreader, weil jedes Blog inzwischen über Twitter auf neue Artikel hinweist. Ich brauche keine Sondersendungen zu aktuellen Geschehnissen, weil das über Twitter viel schneller geht und näher dran ist. Ich brauche keine Hintergrundberichte oder Homestories, weil sich auf Twitter Schaumschläger recht schnell selbst entlarven und Authentizität hier Trumpf ist. Ich brauche keinen Faktencheck, weil der automatisch über die Crowd bei Twitter abläuft. Und 140 Zeichen sind nun mal auch wirklich genug um was los zu werden. Bei aller Begeisterung vergesse ich natürlich nicht, dass Twitter nur einen ganz ganz kleinen Ausschnitt und sehr gefilterten Blick auf die Geschehnisse bietet. Hin und wieder mal mit echten Menschen unterhalten erdet.

2. Was ist das Dümmste, was du je über Facebook gehört hast?

In der Diskussion um staatliche Überwachung, sei es NSA, PRISM oder auch VDS, wird immer wieder das Argument angeführt, bei Facebook würden die Menschen doch auch alles aus ihrem Privatleben preis geben, was solle also die Aufregung über die Datensammelwut der Behörden? Das ist so ziemlich das Dümmste, was ich in Bezug auf Facebook höre. Zum einen, wird natürlich ein Unrecht durch den Verweis auf ein anderes geduldetes Unrecht nicht  besser, nach dem Modell „sie haben sich doch schon von ihrem Nachbarn in der Kneipe auf die Fresse hauen lassen, wieso regen Sie sich jetzt über die Polizeigewalt auf?“ Zum anderen gibt es da immer noch den Unterschied zwischen „sich selbst auf dem Klo einschließen oder von außen eingeschlossen werden“, wie Sascha Lobo es neulich in seiner ihm eigenen Art so schön formuliert hat.

3. Wie wichtig findest du das Monitoring deiner Online-Aktivitäten für dich? (Besucherzahlen, Likes, Follower etc.)

Ist mir eigentlich egal, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe in ein schwarzes Loch zu bloggen. Ich weiß, dass ich ein paar Menschen mit meinen Gedanken erreiche und anrege, die kenne ich sogar persönlich. Das reicht mir erst mal. Natürlich ist der Wunsch, die Welt zum Guten zu verändern sehr stark. Ob sich da ein Erfolg in Besucherzahlen messen lässt, wage ich zu bezweifeln. Manche Dinge ziehen langsam ihre Kreise und ich bin immer wieder überrascht, wer mich an welchen Orten auf bestimmte Beiträge anspricht.

4. Welche Blogs sollte man unbedingt lesen?

Stellt sich die Frage, wer „man“ ist. Pflicht ist meiner Meinung nach netzpolitik.org, auch wenn die eine ziemliche Agenda haben und schon sehr einseitig bloggen, oft auch nur aus zweiter Hand kurz aufgewärmt. Ich würde mir wünschen, dass mehr Politiker das lesen, dann würde so mancher offensichtlicher Humbug nicht mehr verzapft werden. Dann vielleicht hin und wieder bei irights.info vorbeischauen. Journalisten empfehle ich Stefan Niggemeier. Juristen haben bestimmt an Udo Vetters Lawblog Spass. Für Computer Musiker ist Peter Kirn’s Create Digital Music interessant. Für Webdesigner hat Moritz „Mo.“ Sauer’s phlow.de immer was neues parat (und das schreibe ich jetzt nicht nur, weil ich ihn kenne). Als Musikpodacst empfehle ich FreeQuency, Machtdose und Tonmagnet. Für SciFi Fans dann mein eigener Podcast Schriftsonar, auch wenn da die nächste Sendung extrem auf sich warten lässt. Und last but least natürlich superpolar.org von Marco Trovatello, meinem Bruder im Geiste.

5. Welche Online-Tools nutzt du am liebsten?

Ich nutze lieber Offline-Tools. Da ich aber noch ein ganz altes Telefon mit Impulswahl habe muss ich manchmal einen DTMF-Tone-Generator nutzen, wenn ich bei einer Hotline anrufe und da so eine „drücken Sie bitte die 1“ Ansage kommt. Dafür rufe ich dann immer das DTMF Tone Generator Applet auf und freue mich immer wieder über den Satz „Note that the applet works much more effectively if you have a sound card. If you don’t, you just have to hum the tones yourself.“

6. Wie heißt das Buch, das du gerade liest oder zuletzt gelesen hast?

Ich lese gerade „Ready Player One“ von Ernest Cline im Original. Es spielt in der Zukunft, in einer Welt, die von einer Art weltumspannenden virtuellen Realität im Stile von Second Life namens „Oasis“ beherrscht wird. Der Erfinder der „Oasis“ stirbt und hinterlässt sein gesamtes Vermögen und Imperium demjenigen Spieler, der die drei „Eastereggs“ entdeckt, die irgendwo in der „Oasis“ eincodiert wurden. Daraufhin beginnt eine wilde Suche nach versteckten Hinweisen und zurück in die 80er Jahre. Denn um die Eastereggs zu finden, gilt es den Erfinder zu verstehen. Und der ist in den 80ern groß geworden, mit Atari 2600, Textadventures, War Games, Back to the Future und all dem Zeug, das auch mich in meiner Kindheit geprägt hat. Nicht zu vergessen Giant Robots. Ein großer Spaß mit viel Nostalgie. Empfohlen hat mir das Buch ein freundlicher und kompetenter Verkäufer aus dem Otherland, eine Berliner Buchhandlung für SciFi, Fantasy, Horror und ähnlichem. Wann immer ich in Berlin bin, schaue ich dort vorbei, lass mich beraten und kehre selten mit weniger als sechs Büchern zurück. Wer sich für SciFi und Fantasy interessiert, sollte unbedingt den hervorragenden Newsletter abonnieren.

7. Hast du eine Zeitung abonniert und warum (nicht)?

Nein, weil ich festgestellt habe, dass ich die wichtigsten Nachrichten auch ohne Zeitung und Fernsehen mitbekomme und dass mein Leben wesentlich weniger hysterisch verläuft, wenn mir nicht immer jeder Furz als Sensation verkauft wird.

8. Vervollständige einen dieser Sätze: “Print ist…” oder “Fernsehen ist…”

Fernsehen ist tot, Print riecht schon komisch. Monatsmagazine kaufe ich hin und wieder, aus dem Musikbereich, aber auch immer seltener. Bücher lese ich nach wie vor gerne in gedruckter Form und so lange ich Bücher auf dem eReader nicht verleihen und weiterverkaufen kann bleibe ich auch dabei. Übrigens auch ein Grund warum ich immer noch gerne CD’s kaufe. Den Fernseher mache ich nur noch an, um Serien auf DVD zu gucken oder hin und wieder einen Spielfilm, den ich irgendwann mal aufgenommen habe. Manchmal bleibe ich nachts auf Phönix hängen und Tracks auf Arte gucke ich auch hin und wieder. Ansonsten ist Fernsehen Opium fürs Volk. Klingt jetzt sehr extrem, muss ich vielleicht auch mehr differenzieren, ist im Grunde aber ganz einfach: Fernsehen macht dumm, Lesen macht klug.

9. Wenn du noch einmal von vorne anfangen könntest, was würdest du werden?

Vielleicht in meiner Eigenschaft als Musiker etwas berühmter, weil es so ein zwei Moment in meinem Leben gab, wo ich mit etwas mehr Biss vielleicht eine Karriere als „Rockstar“ hätte forcieren können. Auf der anderen Seite hätte das auch seinen Preis gehabt und ich bin mir nicht sicher, ob ich den wirklich hätte zahlen wollen. Insofern lautet meine Antwort auf die Frage: „Nichts anderes, als ich jetzt auch bin: Ein glücklicher Mann.“

10. Über welches Video, Gif, Meme oder welchen Tweet hast du zuletzt gelacht?

Ist zwar kein Mem oder sonst wie Kult geworden, aber nach wie vor grandios ist dieser Kommentar auf Amazon zu „Eric Burdon Declares War“

Leider kann ich dazu nichts sagen, da ich die CD für einen Arbeitskollegen gekauft habe. Lieferung war, wie immer, ok.

Ein ganz tiefer Blick in die bizarren Auswüchse und Mechaniken des Web 2.0 und was es aus den Menschen macht.

Abgesehen davon, darf diese CD natürlich in keinem gut sortierten Haushalt fehlen.

So, das war es dann mit meinen 10 digitalen Dingen. Und ich werfe das Blogstöckchen dann mal Marco Trovatello zu. Der muss nämlich auch mal wieder was bloggen.